Rehsen
1200/1207 wird der Ort im Zusammenhang mit der Zehnterhebung für die Wörlitzer Kirche als „Resem“, später „Resim“ erwähnt. Der Name ist slawischen Ursprungs. Rehsen war wie Gohrau ein adliges Dorf. 1463 hatte Bernhard von Trebin, spätestens ab 1494 Christoph von Lochau die Lehen über beide Dörfer inne. Die uneingeschränkte Herrschaft der Lochaus dauerte mehr als 200 Jahre, danach spaltete sich die Familie in die Rehsener und die Gohrauer Linie, und es kam zu Güterteilungen. Um 1587 wurde ein zweiter Rittersitz in Rehsen erbaut. Als infolge des 30jährigen Krieges die Bevölkerungszahl von 30 auf 12 zurückgegangen war, die Lochaus jedoch die Dienste und Abgaben im alten Umfang forderten, reichten die Bewohner eine Klageschrift beim Fürsten ein, die für sie positiv entschieden wurde.
Später, zwischen 1707 und 1726, kaufte Fürst Leopold (der „Alte Dessauer“) die Lochauischen Güter zu Rehsen und Gohrau auf, worauf die Lochaus Anhalt verließen. Aus den adligen Gütern wurde die fürstliche Domäne Rehsen, die bis 1819 Sitz eines Amtes war. Ab 1867 wurde Rehsen zusammen mit den Vorwerken Rotehaus und Grünehof verpachtet. Die Staatsdomäne Rehsen blieb bis 1945 Gutsbezirk. Im Zuge der Bodenreform wurde die 100 ha große Restfläche enteignet und als Bodenreformland vergeben. Ab 1953 erfolgte der Zusammenschluss der Bauern in den landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften.
Die Rehsener Kirche stammt aus verschiedenen Epochen: Der Kanzelaltar deutet auf die Zeit um 1680 hin, die entscheidende Bauzeit lag aber wohl um 1707. Nach der Wende erfolgte durch die Bereitstellung von Fördermitteln eine komplette Innen- und Außensanierung, so dass die Kirche heute wieder ein zentrales Objekt im Ort darstellt. Im Jahr 2011 konnte auch die defekte Orgel unter Mitwirkung verschiedener Fördergelder und örtlicher Sammlungen zum „Klingen“ gebracht werden.
Eine Besonderheit stellen in Rehsen die Siedlungshäuser, auch Kolonistenhäuser genannt, dar, die Fürst Leopold für seine ausgedienten Soldaten errichten ließ. Sie bilden die einzige Ausnahme in dem sonst konsequent entwickelten Straßendorf, denn sie befinden sich am südlichen Wall.
Die im einheitlichen Baustil errichteten Fachwerkhäuser mit abgewalmtem Satteldach stehen unter Denkmalschutz. Leider sind zwei Kolonistenhäuser in einem abbruchreifen Zustand. Zwei weitere sind bewohnt und denkmalgerecht saniert.
Die Infrastruktur des Ortes (Einkaufs- bzw. Dienstleistungsangebote) ist nicht mehr vorhanden. Wohnen auf dem Lande hat in Rehsen durch die Zugehörigkeit zum Weltkulturerbe „Dessau-Wörlitzer Gartenreich“ dennoch seine schönen Seiten.